9. Dezember 2020

MEGA-Newsletter – Dezember 2020, Nr. 5

Auswirkungen der Corona-Krise auf den MEGA 10 Jahrgang

Unter den besonderen Bedingungen der aktuellen Situation fand im Frühjahr das vierte und letzte Modul des 10. MEGA-Jahrgangs statt. Das gesamte Programm des von der Humboldt-Universität zu Berlin geleiteten Moduls wurde kurzfristig als Online-Lehre organisiert und verlief sehr erfolgreich, wie wir bereits im Newsletter 4 berichteten.

Angesichts der weiterhin dynamischen Corona-Lage, wurde von der Akademischen Kommission und dem Prüfungsausschuss nun beschlossen, die Frist für die Abgabe der Masterarbeiten pauschal für zwei Monate zu verlängern. Die erschwerten Bedingungen unter anderem durch den begrenzten Bibliothekszugang sollen somit ausgeglichen werden.

Durch die Verlängerung der Frist und der entsprechenden Verschiebung der Termine für die Verteidigungen der Masterarbeiten, werden die Ausstellung der Zeugnisse und die Graduierungsfeier erst im Sommer 2021 stattfinden. Wir hoffen, dass somit eine Feier in Präsenz und unter Teilnahme aller Graduierenden in Deutschland möglich sein wird. Bis dahin wünschen wir allen MEGA-Teilnehmenden Gesundheit und viel Erfolg auf den letzten Metern vor dem Abschluss!

Praktikumsbericht Franziska Grevel, MEGA 10

Aufgrund meiner Praktikumserfahrung habe ich das zuvor angedachte Thema meiner Masterarbeit noch einmal grundlegend geändert. Diese Entscheidung fiel vor dem Hintergrund, dass die Erfahrungen, die ich im Rahmen meines Praktikums machen konnte, mir deutlich aufgezeigt haben, dass die Annahmen, von denen ich zuvor ausgegangen war, gar nicht zutrafen und eine Masterarbeit zu diesem Thema mich schließlich in die Irre geführt hätte.

Doch der Reihe nach: Ich bin seit vielen Jahren Forschungsbeauftragte im Bundesfamilienministerium und hatte mir deshalb überlegt, dass es eine gute Idee sein könnte, die Ressortforschung in Deutschland und Frankreich miteinander zu vergleichen. Ressortforschung ist evidenzbasierte Politikberatung, die in Deutschland im Wesentlichen im Auftrag der Bundesministerien von nachgeordneten Behörden zu spezifischen, wissenschaftlichen Fragestellungen durchgeführt wird.

Das erste Abenteuer war es, eine entsprechende äquivalente Einrichtung zu finden, weil es, wie ich heute weiß, diese besondere Form der Forschung so in Frankreich gar nicht gibt. Schließlich bekam ich die Empfehlung, mich bei „France Stratégie“ zu bewerben, einer Forschungseinrichtung, die in erster Linie politikberatend tätig ist, dabei aber als Teil der Verwaltung dem Premierminister direkt unterstellt ist.

Dort wurde ich vom Team der Wirtschaftsabteilung sehr freundlich aufgenommen und hatte insbesondere Gelegenheit am Prozess der Gründung des deutsch-französischen Zukunftswerks („Forum pour l’avenir“) mitzuwirken. In diesem Zusammenhang habe ich viel gelernt: Zum einen ist „France Stratégie“ gerade keine Behörde, sondern eine Schnittstelle zwischen Verwaltung und unabhängiger Forschungseinrichtung, in der neben fest angestellten Tarifbeschäftigten (ausnahmsweise fast keine Beamt*innen) auch eine Reihe von Wissenschaftler*innen arbeiten, die ihre Expertise für ganz konkrete Projekte zur Verfügung stellen.

Interessant war es aber auch ganz konkret zu erfahren, wie die Arbeitsprozesse der beiden Länder gegenseitig zuweilen als durchaus hemmend empfunden wurden, auch wenn sie jeweils vollständig der Logik und Struktur der eigenen Verwaltung entsprachen. So werden beispielsweise Abstimmungsprozesse wie deutsche “Ressortbesprechungen” auf französischer Seite eher als umständlich und langwierig verstanden, während die Tatsache, dass schließlich das Cabinet des Premierministers über die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen entscheidet, für mich sehr ungewohnt war.

Die Möglichkeit, gerade über die Arbeitsweise der anderen Seite, neue Erkenntnisse zu erlangen, habe ich als sehr bereichernd empfunden. Außerdem war es lehrreich, zu erkennen, dass viele (wissenschaftliche) Fragestellungen sich ähneln, und Deutschland und Frankreich, sofern beide nicht sowieso schon über dieselben Erkenntnisse verfügen, viel voneinander lernen könnten.

Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass die Forschungsprojekte in gemeinsamen Datenbanken eingestellt und bei Bedarf von der jeweils anderen Seite abgerufen werden können. So ließen sich Synergien schaffen und Doppelforschung vermeiden – man muss das Rad nicht immer neu erfinden! Alles in allem bin ich sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich bei „France Stratégie“ machen durfte und die Einblicke, die ich in die französische Forschungslandschaft nehmen konnte.  Neben den wertvollen persönlichen Begegnungen, konnte ich vor allem auch wichtige Anregungen für meine berufliche Tätigkeit mit nach Hause nehmen – nur anschließend musste ich mir ganz schnell ein neues Masterarbeits-Thema suchen….