9. November 2018

MEGA-Newsletter – November 2018, Nr. 1

Die Deutsch-Französische Kooperation – ein Herzensanliegen von Dr. med. Véronique Héon-Klin

Ein Wissenschaftler bei MEGA: Deutsch-französische Synergien für die Energiewende nutzen von Dr. Cyriac Massué


Die Deutsch-Französische Kooperation – ein Herzensanliegen

Ein Beitrag von Dr. med. Véronique Héon-Klin

Als in Deutschland ausgebildete Medizinerin mit einem Master of Public Health der Columbia Universität, New York, war für mich der Weg in ein deutsch-französisches Kooperationsprojekt nicht unbedingt vorgezeichnet. Biographisch bin ich als Deutsch-Französin zwar vorgeprägt und baue seit meiner Kindheit „Verständnis-Brücken“ zwischen beiden Kulturen auf, der Gesundheitsbereich ist bisher aber kein Schwerpunkt der deutsch-französischen Zusammenarbeit. Dass ich jetzt genau dort arbeite, genauer in einem deutsch-französischen Kooperationsprojekt, dazu hat mir ganz wesentlich der deutsch-französische Master of European Governance and Administration (MEGA) verholfen. Seit Juni 2018 arbeite ich im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für die „Sahel Allianz“. Diese Allianz haben Deutschland, Frankreich und die Europäische Union während des 19. Deutsch-Französischen Ministerrates am 13.07.2017 ins Leben gerufen. Sie soll durch eine engere Abstimmung schneller und wirksamer zu Sicherheit, Stabilität und Entwicklung dieser Region beitragen.

Weitere Gründungsmitglieder der Sahel Allianz sind die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank und die Vereinten Nationen. Seit Anfang 2018 sind der Allianz auch Italien, Spanien, Großbritannien, Luxemburg, Dänemark und die Niederlande beigetreten. Meine Aufgabe im BMZ besteht darin, die deutsche Seite der Allianz zu betreuen. Im Rahmen dieser Tätigkeit hilft mir das Wissen aus dem MEGA-Studium, die französische Verwaltungshierarchie und deren Abläufe besser zu verstehen. Auch mein MEGA 8 Alumni Netzwerk stellt eine wertvolle Unterstützung dar.

Hintergrund der Sahel Allianz ist, dass die Länder Burkina Faso, Mauretanien, Mali, Niger, und Tschad (G5) vor vielfältigen Herausforderungen stehen: Unsicherheit, zunehmender Extremismus, fehlende wirtschaftliche Perspektiven, schlechter Zugang zu Bildung, zu Gesundheit und Beschäftigung sowie zu grundlegenden Dienstleistungen wie Wasser- und Stromversorgung. Der Klimawandel schwächt die gesamte Region weiter. Angesichts dieser instabilen Situation ist eine angemessene und rasch wirksame Reaktion vor Ort erforderlich. Um den Herausforderungen besser zu begegnen, haben sich die G5-Länder 2014 zu einem Regionalbündnis („G5 du Sahel“) zusammengeschlossen. Ziel des Regionalbündnisses ist es, die Entwicklungs- und Sicherheitspolitik besser abzustimmen und zusammenzuführen.

Die Sahel Allianz möchte durch ihre Aktivitäten die „G5 du Sahel“ in ihrer Antwort auf die entwicklungspolitischen Herausforderungen der Region unterstützen:

  • durch eine verstärkte Koordination und Mobilisation von gemeinsamen Projekten in sechs Schwerpunkten;
  • durch eine besondere gegenseitige Rechenschaftspflicht der Entwicklungspartner und der Sahelländer mittels konkreter Zielvereinbarungen in den sechs Schwerpunkten;
  • durch die Weiterentwicklung von innovativen Instrumenten zur schnelleren und wirksameren Projektdurchführung und
  • durch eine besondere Aufmerksamkeit auf Krisenzonen, ohne jedoch die anderen Regionen dieser Länder zu vernachlässigen.

Mit der Arbeit in der deutsch-französischen Kooperation im Rahmen der Sahel Allianz erfülle ich mir ein berufliches und ein persönliches Herzensanliegen. Dabei hat MEGA als Türöffner gewirkt. Immer wieder habe ich in meinem persönlichen und beruflichen Umfeld erfahren, wie positive Projekte mit großer Begeisterung aus der deutsch-französischen Zusammenarbeit entstehen können. Gleichzeitig musste ich auch immer wieder feststellen, dass viele, oft sehr emotionale, Konflikte und Missverständnisse zu einer großen Distanz zwischen Deutschen und Franzosen führen können – und es auch heute leider noch tun. Nur durch persönlichen Austausch und eine fortgesetzte intensive Zusammenarbeit lassen sich eine solche Distanz überwinden und Missverständnisse von vornherein vermeiden. Angesichts der Bedeutung Frankreichs und Deutschlands für ein friedliches und funktionierendes Europa, bin ich daher zutiefst von der Sinnhaftigkeit der strukturierten und institutionalisierten Kooperation zwischen beiden Ländern, wie im Elysée-Vertrag festgehalten, überzeugt. Denn trotz einer Standardisierung durch die Globalisierung, gibt es weiterhin erhebliche kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich. Auch der öffentliche Sektor in beiden Ländern ist davon nicht frei. Hier ist es wichtig, immer wieder ein Problembewusstsein zu schaffen. Der praxisorientierte und berufsbegleitende Studiengang “Master of European Governance and Administration” (MEGA) leistet hierzu nach meiner Erfahrung einen sehr wertvollen Beitrag.

Kontakt: Dr. med. Véronique Héon-Klin, MPH/MEGA (vh2167@gmail.com)


Ein Wissenschaftler bei MEGA: Deutsch-französische Synergien für die Energiewende nutzen

Ein Beitrag von Dr. Cyriac Massué

Weltweit werden große Anstrengungen unternommen, um ein nachhaltiges Energiesystem zu schaffen, das ökonomische Gesichtspunkte mit Umweltschutz in Einklang bringt. In diesem Zusammenhang werden große Hoffnungen auf erneuerbare Energien gesetzt. Unerschöpfliche, regenerative Energien haben viele Vorteile gegenüber traditionellen fossilen Energien. Aufgrund des transienten Verhaltens der meisten erneuerbaren Energien, können diese traditionelle Technologien jedoch nicht ohne weiteres ersetzen. Die Energiewende ist daher eine große technologische Herausforderung.

Um diesen Problemen zu begegnen haben sich Frankreich und Deutschland bemerkenswert konvergierende mittel- und langfristige Ziele gesetzt. Besondere Übereinstimmung gibt es bei den Zielen zur Reduzierung der Treibhausgase und zur Entwicklung von erneuerbaren Energien. Ein entscheidendes Element zur Verwirklichung dieser Ziele wird jedoch die Entwicklung innovativer und wirtschaftlich tragfähiger technologischer Lösungen sein. Auf beiden Seiten des Rheins haben die historischen strategischen Ausrichtungen der Energieforschung zu vielen Komplementaritäten geführt. Diese Synergien spiegeln sich beispielsweise in der Expertise des Kommissariats für Atomenergie und alternative Energien  (Commissariat à l’énergie atomique et aux énergies alternatives, CEA) im Bereich der Hochtemperaturelektrolyse wider, die es ermöglicht, erneuerbare Energiequellen in Form von Wasserstoff effizient zu speichern.

Dieses spezifische Know-how des CEA wurde historisch im Rahmen der französischen Kernforschung entwickelt. Auf deutscher Seite hat der traditionell intensive Austausch zwischen öffentlicher Forschung und Entwicklung und der Chemieindustrie zu einem hohen Innovationspotenzial bei Technologien zum Abfangen und zur Verwertung von Treibhausgasemissionen wie CO2 (Carbon Capture and Utilization, CCU) geführt. Eine wichtige Voraussetzung für CCU-Technologien ist jedoch die Verfügbarkeit von erneuerbarem Wasserstoff. Deutsche Akteure im Bereich von CCU-Lösungen hätten daher ein starkes Interesse daran, auf das Know-how des CEA im Bereich erneuerbarer Wasserstoff zurückzugreifen. Dieses Beispiel zeigt, dass französische und deutsche Akteure über spezifische und sich stark ergänzende Kompetenzen verfügen, insbesondere in kritischen Bereichen der Energiewende.

Die seit 2002 stattfindenden Foren zur deutsch-französischen Forschungskooperation haben bereits verdeutlicht, welches Potenzial in diesen Synergien steckt. Ich selbst hatte während meines Studiums die Möglichkeit, diese sich ergänzenden Expertisen zu erleben, zunächst an der Ecole polytechnique in Frankreich, dann während meiner Doktorarbeit in Chemie bei der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in Deutschland. Dennoch sah ich keinen Weg, mich konkret an der Stärkung der deutsch-französischen Zusammenarbeit in der Energieforschung beteiligen zu können. Hier entfaltete das MEGA-Studium für mich seinen vollen Wert. Durch die gezielte Schulung in der deutsch-französischen Verwaltungszusammenarbeit im europäischen Kontext hat mir MEGA zunächst die theoretische Grundlage vermittelt, die mir fehlte. Dieses Wissen hat es mir ermöglicht, die weichenstellende Rolle der Rahmenbedingungen der öffentlichen Hand im Bereich der Energieforschung zu erkennen. Erst dann verfügte ich über die Mittel, um mich wirksam an der Etablierung engerer Kooperationsbeziehungen zu strategischen Aspekten der Energieforschung zwischen Frankreich und Deutschland zu beteiligen.

Zusätzlich zur theoretischen Grundlage fehlte mir jedoch noch die praktische Erfahrung, um vom Forscher und Experten auf meinem Fachgebiet, zum Brückenbauer in der deutsch-französischen Zusammenarbeit im Innovationsbereich überzuwechseln. Auch hier erwies sich MEGA als effektives Sprungbrett für mich, welches mir ermöglichte ein verlängertes viermonatiges Praktikum beim CEA zu absolvieren. Das CEA wollte sich damals einen Überblick über die Organisation der deutschen Energieforschung verschaffen, um Themen von gemeinsamem Interesse zu definieren. Für die in Grenoble ansässige Leitung für technologische Forschung (Direction de la recherche technologique, DRT) war ein MEGA-Praktikant mit F&E-Erfahrung für die Analyse der deutschen Gegebenheiten von besonderem Interesse. Als Assistent des stellvertretenden Direktors für strategische Ausrichtung konnte ich effektiv daran arbeiten, potenzielle deutsch-französische Partnerschaften im Bereich der neuen Energietechnologien zu identifizieren. Insbesondere mein Netzwerk innerhalb des deutschen F&E-Systems hat es mir ermöglicht, Verbindungen zwischen dem CEA und deutschen Forschungseinrichtungen herzustellen, die auf ungenutzten Synergien basieren. Meine Arbeit wurde durch die herzliche Aufnahme bei der DRT und das aufrichtige Interesse, das meine Arbeit bei den CEA-Mitarbeitern geweckt hatte, erheblich erleichtert.

Am Ende meines Praktikums wurde der vorläufige Austausch, den ich zwischen dem CEA und der MPG initiieren konnte, schnell konkreter mit der Absicht, ein gemeinsames Projekt im CCU-Bereich  durchzuführen. Angesichts dieser vielversprechenden Entwicklung wurde mir eine Stelle in der MPG als Referent für Energiefragen angeboten. In dieser Position ist meine Hauptaufgabe die Organisation der Umsetzung der CEA-MPG-Partnerschaft. Sehr schnell und sehr konkret ermöglichte mir der MEGA somit, mich für die deutsch-französische Zusammenarbeit im strategischen Bereich der Energieforschung zu engagieren.

Der Energiewandel bietet viele Möglichkeiten für eine beiderseits vorteilhafte deutsch-französische Zusammenarbeit. Diese Partnerschaften erfordern jedoch Vermittler mit guten Kenntnissen der technologischen Herausforderungen, um die vielversprechendsten Austauschmöglichkeiten zu erkennen. MEGA ermöglicht es, Expertenprofile mit konkreten Erfahrungen in der deutsch-französischen Zusammenarbeit zu ergänzen, basierend auf einem soliden theoretischen Fundament. MEGA ist somit ein wichtiges Instrument zur Stärkung der deutsch-französischen strategischen Partnerschaften im Energie- und Innovationsbereich.